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4. Licht und Schatten


Der Zeitpunkt war denkbar schlecht.
Ich wollte trauern, ich wollte mir die Decke über den Kopf ziehen. Ich wollte nicht aufstehen.
Aber vor Allem wollte ich kein Weihnachten feiern. Weihnachten das Fest der Liebe mit seinen Liebsten?! Wie soll das gehen, wenn ein Teil deines Herzens im Himmel wohnt.
Wenn du noch gar nicht verstanden hast, was da grade passiert ist, wenn du noch nicht begriffen hast, dass du dein Kind erst am Ende des Regenbogens wieder sehen wirst.
Wenn die Welt still steht und sich doch weiter dreht! Überall Weihnachtsmänner, Lichterketten und Weihnachtsmusik – wie gern hätte ich alles eingeräumt und weit weg gestellt.

Aber da gab es ja auch noch Emely, unsere Tochter. Gemeinsam hatten wir jeden Tag voller Spannung das nächste Türchen aufgemacht. Voller Freude hatte ich sie angesehen, wie sie alle Lichter und Figuren bestaunte. Wie sehr freute ich mich auf ihre leuchtenden Augen,
wenn sie den Weihnachtsbaum und die Geschenke sehen würde.
Ich war so hin und hergerissen, ständig schwankend zwischen Trauer und Vorfreude.

Natürlich DARF ich meiner Tochter nicht ihr Weihnachtsfest nehmen. Ich musste mich also
zusammenreißen und weiter machen. Die Tage bis Weihnachten vergingen und ich hatte ein
ständiges Wechselbad der Gefühle. Einerseits erfreute ich mich an den leuchtenden Augen
meiner Tochter, andererseits wusste ich damit aber auch, was ich mit meinem Sohn nie erleben darf. Irgendwie habe ich dann Weihnachten ganz gut überstanden und mich von unserer Tochter gut ablenken lassen.





Die Trauer kam dafür Abends mit vollem Karacho.
Dennoch glaubten mein Mann und ich, dass das nächste Jahr besser werden würde, wir wollten versuchen nach vorn zu sehen.




Um mit der Situation besser umgehen zu können fing ich an Texte und Gedichte zu schreiben und suchte nach Gleichgesinnten.
Bei Facebook wurde ich fündig – eine Sternenkindergruppe. 18 000 Mitglieder.
Nein ich habe mich nicht verschrieben, eine Wahnsinnszahl! So schön, dass es einen so großen Raum gibt, in dem jeder frei über sein Kind sprechen kann. Wo Fotos jeden Sternenkindes herzlichst Willkommen sind und sich respektvoll und würdevoll angeschaut werden.
Gleichzeitig ist es erschreckend wie viele Sternenkinder und Sterneneltern es gibt und dieses Thema dennoch ein gesellschaftliches Tabu ist. Ich möchte diese wunderbare Gemeinschaft nicht mehr missen! Es wird sich gestützt, jeder kann sein Herz
ausschütten und alle Gedanken sind Okay. Ich lernte auch zwei Sternenmamis kennen, mit denen ich bis heute im regelmäßigen Kontakt stehe. Es gibt dort aber nicht nur Raum für Trauer, sondern auch für Hoffnung und positiven Zuspruch für die
Zukunft.

Ich und natürlich auch mein Mann werden unseren Jonah für immer ganz fest im Herzen tragen und wollen zaghaft versuchen positiv in die Zukunft zu blicken.


Für uns.
Für unsere Tochter.
Für unser Sternchen Jonah.


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