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5. neue Kraft und ein neuer Versuch


Uns wurde nahe gelegt drei Monate zu warten.
Das taten wir und wurden dann im ersten Übungszykluswieder schwanger.
Es war der 17.04.15 als wir erneut einen positiven Schwangerschaftstest in unseren Händen hielten. An diesem Tag war auch Jonah´s Beerdigung.
Nur durch Zufall hatten wir davon erfahren. Denn die versprochene Einladung zur Sammelbestattung hatten wir nie bekommen.

Erst Jahre später werden wir den Grund dafür erfahren.

Ich hatte lange gehadert, ob ich dort hingehen soll oder nicht. Ich habe mich schließlich dagegen entschieden. Ich komme mit anderen (fremden) Menschen, die trauern, nicht klar.
Ich kann damit nicht umgehen - es ist mir zu viel.
Alleine der Gedanke daran schlug mir heftig auf den Magen.
Ich war mir sicher, dass unser kleiner Stern weiß, dass wir dennoch ganz doll an ihn denken und ganz nah bei ihm sind.

Jonah´s Sammelbestattung mit vielen kleinen anderen Sternchen




Da nun dieser endgültige Abschied und dieser wundervolle Neuanfang auf einen Tag vielen, waren wir uns sicher, dass das ein Zeichen von unserem Jonah sein musste. Diesmal würde also alles gut gehen! Alles fühlte sich diesmal „normal“ an.
Keine komischen Gedanken.
Keine komischen Gefühle.
Ich freute mich auf die kommenden Wochen und Monate. Ich freute mich auf den wachsenden Bauch und ganz besonders darauf, mein Baby im Bauch zu spüren.

Anfang der 6. Schwangerschaftswoche war der Arzttermin. Ein Herzchen sah man nicht schlagen, dass war aber okey, es war ja noch sehr früh. Ich war mir so sicher, an Weihnachten unser Wunder in die Arme schließen zu dürfen. Der Entbindungstermin ist der 25.12.15.
Wochen des positiven Hoffens vergingen. Bei jedem Termin war ich so sicher, dass das Herzchen endlichn schlägt und ich freute mich so sehr auf unser Kind.

Doch dann kam der Schock.
Anstatt eines schlagendes Herzens, konnten wir kaum noch etwas sehen.
Ein Köpfchen und einen Körper wollten wir sehen, stattdessen war unser geliebter Schatz nur noch ein kleiner Punkt, der sich verabschiedet hatte und seinem
Bruder zu den Sternen gefolgt ist. Unser Kind ist gegangen, bevor es ´richtig´ da war.
Es war ein Schlag ins Gesicht, ein Messerstich ins Herz mit vollster Brutalität aus dem Nichts heraus.
Ich spürte förmlich wie mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.

Da stand sie wieder still - unsere kleine Welt.

Am 13.5.15 mussten wir unser 2. Kind Stella für immer gehen lassen.
Nie hätten wir uns erträumt noch ein Baby gehen lassen zu müssen.
Wir waren so voller Zuversicht und Hoffnung.

Nie hatten wir uns erträumt, dass dieser Traum von einer auf die andere Sekunde hätte zerplatzen können.
Wir hatten doch schon allen von unserem Wunder
erzählt.

Auch diesmal sollte eine Ausschabung erfolgen – daran habe ich keine Erinnerung mehr.
Was mich nun viel mehr plagte, war der Gedanke, ob unser kleiner Schatz auch ein Sternenkind ist. Schließlich gab es 'noch nicht mal' ein schlagendes Herz. War dort also noch kein Leben?
Muss ich diese Schwangerschaft vergessen, unerwähnt lassen?

Ab wann beginnt das Leben?

Ich hatte mein kleines Wunder doch schon lieb, als ich den positiven Test gesehen hatte.
Ich musste mich also entscheiden, diese kreisenden Gedanken- das war nicht mehr auszuhalten. Ich konnte und wollte mein Kind nicht vergessen. Es wäre für mich wie leugnen gewesen. Also stand für mich fest, dass auch dieses Kind mein Sternchen ist.
Damit ging es mir besser. Auch das wir für unsere Stella eine Bescheinigung beim Standesamt beantragen konnten, bestätigte meine Gedanken.


Kapitel 6: 6-erinnerungen/

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