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18. Lebe wohl

Wir durften unseren Engel im Grab ihres Bruders beerdigen lassen. Der Friedhof hatte alles vorbereitet und wir durften unsere Maus alleine auf seiner letzten Reise begleiten.




Brief an meine Haylie:
Liebe Haylie,
ich wusste von Anfang an, dass ein neues Leben in mir wächst. Über den positiven Test freute ich mich. Diesmal würde nichts schief gehen...nach 3 Sternchen war das nicht möglich.
Die Schwangerschaft war diesmal ganz anders als bei deinen Geschwistern, ich hätte den ganzen Tag nur essen können und mein Bauch war schon ziemlich groß.
Mir ging es gut, ich war fit und entspannt. Ab und an kam dann doch mal ein mulmiges Gefühl, welches sich aber wieder legte. Dann kam der Tag des ersten Termins. Wir waren gespannt und überglücklich dein kleines schlagendes Herzchen zu sehen.
Alles war gut und du sogar 2 Tage weiter entwickelt. Wir gingen glücklich nach Hause. In 4 Wochen hatten wir den nächsten Termin....immer wieder versuchten wir den Herzschlag zu finden - ohne Erfolg. Wir sagten uns, dass es einfach noch zu früh sei.
Dann bekam ich irgendwann ein komisches Gefühl. Wieder Versuchte ich deinen Herzschlag zu finden - wieder ohne Erfolg und dabei wäre ich doch schon in der 12ten Woche gewesen. Dann ging ich zur Toilette und war wie erstarrt als ich braunen Ausfluss sah. Sofort fuhren wir zum Frauenarzt- braunes Blut ist alt, eigentlich kein Grund zur Sorge - doch scheinbar, war mir da schon klar, was passiert war.
Beim Frauenarzt war das Blut schon heller und der Blick auf den Bildschirm war die Hölle. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Ich sah weder ein flattern von deinem kleinen Herzen, noch Bewegungen - du sahst aus wie letztes Mal!
Fast 3 Wochen, sollst du schon tot in meinem Bauch gewesen sein. Deine Entwicklung blieb bei 8+3 stehen. Du musst am Tag des letzten Termins gestorben sein. Wie kann dass nur sein?
3 Tage danach bin ich immer noch gelähmt und kann es nicht fassen, was haben wir verbrochen, warum werden wir so bestraft?
Ich möchte weinen, aber ich habe keine Tränen mehr.
Viel mehr schockt mich noch die „Routine“ über die Beerdigung. Ich wusste genau was zu tun ist - so ein schreckliches Gefühl, hatte ich selten. In dieser schrecklichen Situation sich so routiniert zu verhalten.

Mama und Papa werden dich immer lieben und niemals vergessen!!


Kapitel 19: 19-unser-alltag/

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