Wie ist Silvester mit einem Sternenkind?

Grade erst hast du irgendwie die Weihnachtstage überstanden.
Du hattest jetzt ein paar Tage ruhe.
Du warst damit beschäftigt das neue Puzzle mit deinem Kind zu lösen. Ihr habt gemeinsam das neue Playmobil aufgebaut.

Nun ist der 31. Dezember. Heute Abend kommen Freunde.
Es ist schließlich Silvester und ihr möchtet einen schönen Abend haben.
Du bist gespannt, wie deine Tochter das Feuerwerk finden wird.
Aber schon sind sie wieder da - die Gedanken.
Es fehlt jemand oder sogar mehrere.

Du versuchst dich zusammenzureißen und gehst nochmal durch, ob du auch nichts vergessen hast… genügend Abendessen, Kindersekt, Sekt für die Großen,… Kinderfeuerwerk und Wunderkerzen.
Die Rakete mit der Botschaft an dein Sternchen liegt bereit.

Es wird Abends und deine Freunde kommen, manche mit Kindern, manche ohne.
Die Kinder sind noch klein und sollen nicht zu lange wach bleiben.
Es ist dunkel und die Papas machen mit den Kinder das Kinderfeuerwerk. Dann ist es spät genug für die Zwerge.

Als die Kinder im Bett sind gibt es Raclette…. Es ist eine wirklich lustige Runde und du kannst tatsächlich herzhaft lachen.
Du hast eine Menge Spaß und bist ganz unbeschwert.

Es ist 23.30 Uhr. Gleich möchtet ihr die Zwerge wecken.
Alle freuen sich auf das Feuerwerk, aber dir wird es dir wieder bewusst:
Eigentlich würdest du gleich mit 2 Mäusen am Fenster stehen und den bunten Himmel anschauen.
Du würdest in 4 staunende Kinderaugen schauen.
Ein dicker Klos klemmt in deinem Hals und du musst Schlucken.

Du weckst ganz liebevoll deine Tochter und kuschelst mit ihr.
Du erzählst ihr nochmal, was gleich passiert. Auch, dass der Papa gleich die Rakete für euer Sternchen in den Himmel steigen lässt.

Der Countdown läuft und damit auch deine Freude und deine Traurigkeit.
Du lächelst deine Tochter an und findest es so süß, wie sie gespannt in den Himmel schaut und sich über die vielen Lichter freut.
Gleichzeitig laufen dir die Tränen übers Gesicht und dir wird mal wieder bewusst wie weit weg der Himmel ist. Dir wird mal wieder bewusst, dass dein Kind nicht bei dir sein darf und dir wird bewusst, was du alles mit deinem Sternchen nicht erleben darfst. Vielleicht erinnerst du dich auch wieder an den Tag, als du deinen Stern verloren hast, an den Schmerz und an die Machtlosigkeit.

Auch an die Zukunft denkst du. An das neue Jahr.
Vielleicht hast du schon mehrere Sternchen und wünscht dir so sehr noch ein Kind. Doch hast du Angst, dass dieser Wunsch nicht erfüllt wird. Du fragst dich, ob du Silvester wieder irgendwann richtig genießen kannst. Ob die Traurigkeit weniger wird, ob die Freude wieder überwiegen kann. Ist es überhaupt möglich diesen Schmerz hinter sich zu lassen?




8 Jahre später:
Das erste Silvester mit meinem Stern hatte ich 2014.
Unser Schatz ging am 19.12.2014. Ihm folgten noch 3 weiteren Sterne.
2017 kam unsere Regenbogentochter.
Und ja, ich bin wieder glücklich.
Ja , ich weine an Silvester nicht mehr.
Ja, ich kann mit meinem Kinder ganz unbeschwert Party machen.
Aber das war ein langer Weg und lange Zeit sehr ungewiss, ob wir noch ein Kind bekommen werden. Denn zum Großteil kam durch sie unser Glück zurück.
Sie hat das strahlen und lächeln, aber auch den Blödsinn von ihren Sternengeschwistern mitgebracht.

Es gibt bestimmte Tage, die immer noch schwer sind und es auch immer bleiben werden.
Und das ist auch in Ordnung so.

Ich wünsche euch allen, ganz viel Kraft
und ein ganz besonderes Zeichen, von eurem Schatz im Himmel