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7. Wenn aufgeben keine Option ist

Auch nach den schweren Schicksalsschlägen blieb der Wunsch eines weiteren Wunders bestehen. Mehr noch – die Sehnsucht und der Kinderwunsch waren
größer als je zuvor. Am 16. Juli 2015 war es wieder soweit.
Ich machte einen Test – direkt positiv. Doch die Freude blieb aus. Ich hatte einfach nur Angst!
Anstatt übers Gesicht zu strahlen, schluckte ich die Tränen runter.
Ich hatte so große Angst auch dieses Baby zu verlieren. Wieder den Schmerz erleben zu müssen. Wieder Lieben und dann los lassen müssen. Wieder eine zerbrochene Welt.
Wieder bei Null stehen. Wieder zu funktionieren, obwohl man manchmal einfach
nur trauern möchte.
Diesmal wollte ich mit dem Arzttermin warten. Das Hoffen und Bangen bei Stella schrecklich.
Ich wollte erst in der 9. Schwangerschaftswoche zum Arzt gehen.

Die Zeit bis dorthin war die Hölle.
Von Tag zu Tag wurde es schlimmer. Das Gedankenkarussell drehte sich unaufhörlich.
Und dennoch musste ich mich zusammenreißen und mit meiner Tochter spielen, kaspern und Spaß machen. Sie sollte nicht wissen, wie es innerlich bei mir aussieht.
Meine Gedanken kreisten - wie hätte ich es aushalten sollen, noch ein Baby zu verlieren? Noch mal alles zu erleben und was ist, wenn es wieder schief geht. Bleiben wir dann ohne zweites Wunder? Müssen wir dann unseren Kinderwunsch endgültig
begraben? Was habe ich vorher falsch gemacht, dass mir meine Kinder genommen werden?
Ich versuchte mich von Tag zu Tag zu hangeln und mit Schreiben meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.


Bleibe kleiner Engel, bitte bleibe.

mach dich nicht auf eine Stille Reise.
Diesmal muss es einfach sein,
wir wünschen uns doch soo sehr noch ein
Erdenkindlein.
2 Sternchen sind schon von uns gegangen
und nun müssen wir schon wieder bangen.
Die Angst vorm Arztbesuch - dein Herzchen
könnte nicht schlagen,
dieser Gedanke ist einfach nicht mehr zu
ertragen.
Noch ein Baby zu verlieren, das schaff ich nicht,
es zerbricht alles - innerlich.
Bitte mein Engel, bitte bleibe bei mir,
sonst bleibt das zweite Kinderzimmer weiterhin
leer.
5 Wochen bist du nun schon in meinem Bauch,
die restlichen 35 schaffen wir auch.
Mein kleiner Schatz, wir sind nicht allein,
alle denken an uns - dass ist fein.
Bleibe, kleiner Engel, bitte bleibe,
mach dich nicht auf eine Stille Reise.



Dann kam endlich der Tag des Termins, die Anspannung war fast schon unerträglich
Ich hatte solche Magenschmerzen. Jede Minute mehr im Wartezimmer ließ mich mehr
zittern und schwitzen. Mit schweißnassen Händen betrat ich mit meinem Mann
den Untersuchungsraum. Als wir auf den Bildschirm schauten sahen wir es – ein
schlagendes Herz von unseren kleinen Spatz. Mir viel ein riesiger Stein vom Herzen.
Die erste Hürde hatten wir also geschafft und ich konnte für einen Moment überglücklich sein und mich unbeschwert freuen. Ich atmeten durch und hatte etwas neue Kraft –
ja vielleicht sogar ein kleinen Schimmer der Hoffnung.

Nach einem Schritt nach vorn, folgen zwei zurück. Nur zwei Tage nach unserem Termin bekam ich ganz leichte Blutungen - Sorgen machte ich mir (ausnahmsweise) aber nicht, schließlich hatte ich bei Emely auch leichte Blutungen. Und bei meinen Sternchen nicht. Also vielleicht doch ein gutes Zeichen? Trotzdem gingen wir wieder zum Arzt und konnten voller Freude sehen, dass es unserem Wunder gut ging. So langsam trauten ich mich doch, mich zu freuen.
Doch dann ging ich (etwa 13. Schwangerschaftswoche) auf die Toilette. Ich spürte wie irgendetwas aus mir rausfiel. Ich war mir so sicher, dass grade mein Kind ins Klo geplumpst war. Zudem war das ganze Toilettenpapier voller Blut- der Schock war riesig.

Ich weinte, ich schrie nach meinem Mann...Ich dachte, dass unser Kind ins Klo gefallen war.
Ich sagte, ich habe es verloren. Ich weinte und weinte. Mein Mann fischte 'es' aus der Toilette.
Ich schrieb meiner Sternenmami - Freundin – sie war ähnlich weit mit ihrem Wunder – 'ich habe mein Kind verloren'. Mein ganzer Körper zitterte.
Ich konnte mich kaum beruhigen.
Mein Mann hatte das `etwas` aus der Toilette gefischt. Wie ein Fötus sah das aber auch nicht aus.
Wir entschieden uns dafür ins Krankenhaus zu fahren – mit diesem Ding.

Im Krankenhaus machte die Ärztin einen Ultraschall – unser Kind war noch da und turnte fleißig in meinem Bauch. Dieses Ding war wohl ein Kloagel und nicht weiter schlimm.
Ich war so erleichtert. Wir waren so froh. Ich hatte unseren Schatz so lieb.
Jedes mal beim Ultraschall sahen wir das schlagende Herz und beobachteten die Turnübungen unseres Schatzes.
Ich schonte mich ganz fleißig und wir waren voller Hoffnung und Vorfreude auf unser Baby.
Leider kam es immer wieder zu Blutungen. Das lag wohl an der Plazenta, die zu weit unten am Muttermund lag. Dennoch blieb die Angst und ich habe mich, vor allem Nachts, nicht mehr alleine zur Toilette getraut. Zu groß war die Angst, nochmal sowas wie in der 13. Schwangerschaftswoche erleben zu müssen. Jeden Tag hörten wir den Herzschlag mit unseren Fetal Doppler und ich war mir ganz sicher, dass nun nichts mehr schief gehen wird und wir endlich ein Folgewunder im Arm halten dürfen. Wir hatten soviel geschafft und unser Schatz schien ein richtiger Kämpfer zu sein.

Am 1. Oktober konnte ich unser Baby dann zum ersten
Mal spüren - ENDLICH!!!!


Brief an meinen Bauchzwerg:
Hallo mein Krümel:
15 Wochen haben wir schon miteinander verbracht,
in der Zeit hast du uns schon ´ne Menge Kummer
gemacht.
4 mal habe ich schon geblutet,
2 mal haben wir gedacht, wir haben dich verloren.
2 mal waren wir im Krankenhaus,
und konnten mit einem lächeln nach Haus.

15 Wochen voller Angst und Bangen,
ich will nicht nochmal von vorn anfangen.
In der 8ten Woche mussten deine Geschwister gehen,
ich habe Angst, auch dich nie wieder zu sehen.

Heute haben wir den nächsten Termin,
ich kann es kaum erwarten dich endlich wieder zu sehen.
Zu sehen, wie du turnst in meinem Bauch,
ist so schön und traurig zugleich.

Ich hoffe so sehr, dass wir die restlichen Wochen
genießen dürfen,
und keine Tränen mehr, aus Angst, vergießen.
Mama und Papa lieben Dich <3


Auch das unser Schatz ein Junge wurde, präsentierte er uns ganz toll.
Ich war so glücklich und dankbar, endlich ein Folgewunder zu bekommen. Dein Kinderzimmer bekam nun grüne Wandfarbe und Papa brachte Regale an, wir kauften Schnuller und
Fläschchen.

16. Schwangerschaftswoche
„Man kann nicht oft genug `Ich hab dich lieb` sagen“




Ich holte die Babysachen der Großen und schaute, was ich noch für `Minime` hatte. Wir kauften blaue und grüne Babykleidung und einen Sitzverkleinerer für den Autositz.
Alles ist fertig, nur für unseren Fynn. Bald war Halbzeit und man konnte schon einen schönen
Babybauch erkennen <3
Ich war mir so sicher und freute mich so sehr auf unser Baby.
Jetzt begann die schöne Zeit der Schwangerschaft, in der ich mein Kind spüre und somit weiß, dass es ihm gut geht. Ich freute mich über jede Bewegung und genoss es so sehr jeden Tritt zu spüren. Ich freute mich über meine größer werdende Babykugel und konnte es kaum erwarten unseren Sohn in meinen Armen halten zu dürfen.


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