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22. durchatmen und auf geht´s

Okay also gut.
Der Gynäkologe meinte, wir könnten noch einen Zyklus abwarten.
Wir legten es nicht direkt darauf an, wurden aber dennoch direkt wieder schwanger.
Der positive Test löste gemischte Gefühle aus. Einerseits saß mir die Angst im Nacken.
Ich wollte das alles nicht nochmal durch machen. Ich kannte inzwischen so viele Schicksale und wusste, dass es auch nach der 12 Schwangerschaftswoche nicht `sicher` ist. bzw. dass es ein `sicher` nie geben wird. Anderseits hatten wir natürlich ein bisschen Hoffnung, dass wir doch nochmal ein Baby bekommen dürfen. Wir fuhren also direkt zum Arzt, um mir das Progesteron
verschreiben zu lassen.
In der 9ten Woche sollte der Arzttermin sein. Die 9te Woche rückte näher und es ging mir diesmal tatsächlich schlecht. Ich schaffte es kaum mit meiner Tochter zu spielen und
schlecht war mir auch ständig. Je schlechter ich mich fühlte, desto mehr hoffte ich, dass
es unseren Baby gut ging. Der Arzttermin rückte immer näher und die Nervosität stieg.

Dann war es soweit – mal wieder... die Gedanken kreisten.
Ob wir wohl ein schlagendes Herz sehen?
Auf dem Weg zum Arzt sahen wir einen Regenbogen, wir nahmen es als positiv und Zeichen von unseren Sternchen an.
Unser Gynäkologe begrüßte uns freundlich und fragte wie es mir ging.
Im gleichen Augenblick hatte er aber schon verstanden, dass wir sofort wissen möchten, wie es unseren Spatz geht.
Also fix den Ultraschall gemacht – das Herzchen schlug und der Gynäkologe wiederholte seine Frage. In diesem Moment ging es uns wirklich gut.

Aber das hielt natürlich nicht lange. Schon beim verlassen der Praxis war das mulmige Gefühl wieder da. Schließlich wussten wir, dass das schlagende Herzchen kein Garant und noch lange kein gutes Zeichen für die Schwangerschaft war. Wenigstens durften wir in 2 Wochen schon wieder kommen. Mir ging es immer noch schlecht und ich war einfach nur
kaputt – die Hoffnung in mir wuchs, dass unser Baby alle meine Energie brauchte um bei uns bleiben zu können. Nach 2 Wochen war der nächste Termin.
Diesmal ging es ohne Fragen nach dem Befinden direkt zum Ultraschall. Erst nachdem wir unsere Maus turnen sahen, wurden wir gefragt wie es mir geht. Wir waren so dankbar, dass wir
endlich verstanden wurden. Dass wir ernst genommen wurden und mein kleiner Bauchbewohner auch. Auch unsere Große war immer höchst Willkommen und wurde
so gut es ging mit eingebunden. Dann war es endlich soweit und wir konnten auch das
Herzchen unseres Wunders zu Hause mit dem Fetal Doppler hören.

Nun war es auch an der Zeit das Progesteron abzusetzen. Das war ein sehr merkwürdiges Gefühl. Ich wusste, dass es so richtig ist. Dennoch fühlte es sich so an, als ob ich meinen Kind das nehmen könnte, was es `am Leben hält` (was natürlich medizinisch totaler Quatsch ist).
Die Angst wurde also wieder stärker. Es dauert einige Zeit bis meine Psyche begriffen hatte, dass mein Baby das Progesteron nicht mehr braucht und das alles okay ist.
Mir ging es langsam besser und die Hoffnung wurde allmählich größer.
Leider war meine kleine–große jetzt ein Kindergartenkind und brachte somit allerlei Krankheitserreger mit Heim. Ständig hingen Zettel mit Scharlach und Ringelröteln – jetzt, wo alles mit dem Baby okay war, durfte ich mich auf keinen Fall mit etwas anstecken, was für unseren Schatz gefährlich werden könnte.

Und da war sie dann wieder: die Angst!
Ich war teilweise so hin und hergerissen, aber ich konnte und wollte meine Tochter ja nicht einfach wieder aus der Kita nehmen.
Natürlich gab es die Erreger überall, nur dort war es natürlich geballt. Ich war einerseits froh über die Zeit, in der meine Tochter in der Kita war, denn diese Schwangerschaft machte mir
wirklich zu schaffen. Andererseits hatte ich jeden Tag Angst, ich könnte mich mit irgendetwas anstecken, was meinem Baby gefährlich werden könnte.
Die Schwangerschaft schritt voran und wir hatten weiterhin alle 14 Tage einen Termin mit Ultraschall.

Sollte diesmal tatsächlich alles gut gehen?




Brief an meine Sofia:

Liebe Sofia,
dass ich nochmal über eine Schwangerschaft schreibe, habe ich irgendwann nicht mehr gedacht. Nachdem bei allem Untersuchungen im Kinderwunschzentrum nichts raus kam, starteten wir also einen allerletzten Versuch. Unser erster Versuch war, wie so oft, gleich ein Treffer. Die Wartezeit bis man endlich einen Test machen konnte war unheimlich lang. Zum Glück waren wir aber zu der Zeit im Urlaub und gut abgelenkt. Dann endlich, ich testete und bekam ein negatives Ergebnis...ich testete wieder- negativ....doch irgendwas sagte mir, dass ich
nochmal einen Test kaufen muss und dann, tatsächlich eine hauchzarte zweite Linie war auf dem Test zu sehen....die Freude war da - die Angst aber auch.
Nun hieß es erstmal Tabletten nehmen und hoffen, dass wir beim ersten Arzttermin ein kleines schlagendes Herzchen sehen. Wir waren in der 9 Schwangerschaftswoche beim Arzt
und sahen dein Herzchen pochen, die erste Hürde wäre also überstanden. Kurz darauf sorgtest auch du für eine minimale Blutung, die uns aber keine großen Sorgen machte...immerhin waren Blutungen bei uns immer eher als positiv zu werten. Alle 2 Wochen waren wir nun beim
Arzt und sahen jedes Mal wie toll dein Herzchen schlägt und wie schön du dich bewegst und uns winkst. Wir fühlten uns gut aufgehoben, waren aber heilfroh, als wir endlich mit dem Fetal Doppler deinen Herzschlag finden konnten. Dann waren auch schon 12 Wochen rum und
wir wurden allmählich etwas entspannter....Ich meinte, dass du ein kleines Mädchen wirst, Papa hingegen war von einem Jungen überzeugt. Ab der 13ten Wochen hofften wir jedes Mal, dass du uns endlich zeigst ob du ein kleines Mädchen oder ein kleiner Junge wirst, aber keine Chance, du hast prinzipiell im engen Schneidersitz mit angezogenen Beinen `gesessen`. Dabei wollten ich doch sooo gern blau oder rosa shoppen, aber damit musste ich mich noch lange gedulden. Immer hieß es nur die Tendenz geht zum Mädchen. Nach dem 3ten mal gab
es dann für mich keinen Zweifel mehr und Papa musste sich wieder mit Rosa anfreunden....so langsam konnten wir anfangen zu shoppen.






In der 20ten Schwangerschaftswoche zeigte unsere Maus uns auch endlich, dass wir uns auf noch ein Mädchen freuen dürfen. Nach langem hin und her haben mein Mann und ich uns
für den Namen Sofia entschieden. Unsere Sofia wuchs und wuchs und wir waren nun schon
soweit, dass das Thema Geburt auf den Tisch kam. Es sollte diesmal ein geplanter Kaiserschnitt werden. Die Geburt meiner Große war die Hölle und endete ebenfalls mit einem Kaiserschnitt.
So ein Szenario wollte ich auf keinen Fall noch einmal erleben. Durchs Becken hätte sie wohl sowieso nicht gepasst. Ich war mir recht sicher, dass unser Regenbogenbaby auch ähnlich groß und schwer sein würde. Wir konnten es noch gar nicht fassen, dass der Bauch immer größer und größer wurde und wir schon weit über dem Punkt waren, dass sie auch außerhalb des Bauches lebensfähig wäre. Inzwischen kam auch die Hebamme regelmäßig und so hatten wir jede Woche einen Termin mit der kleinen. Mir war es schon fast zu viel. Dennoch nahmen wir jeden Termin war. Und waren froh, dass so engmaschig nach Sofia geschaut wurde.

Dann war es soweit: Der Termin im Krankenhaus stand vor der Tür und somit würden wir dann auch das Geburtstagsdatum erfahren. Am 29.05.2017 sollte morgens der Kaiserschnitt erfolgen.
Der Frauenarzt, als auch das Krankenhaus schätzten unseren Schatz auf 2900g und 49/50 cm.
Ich hielt dagegen.
Wir konnte es kaum mehr abwarten. Auch wenn alles gut war – die Angst war da. Ich hatte Angst, dass auf den letzten Metern doch noch etwas schief geht. Ich war noch nie so froh auf dem OP Tisch zu liegen.
Dieser Kaiserschnitt war im Vergleich zum letzten Mal ein Spaziergang. Es ruckelte zwar auch und drückte mal, aber alles viel vorsichtiger und ruhiger. Auch wurde immer wieder mit mir gesprochen. Dann war es soweit und unsere kleine war da – ich konnte es gar nicht glauben. Ich war so erleichtert, dass sie atmete. Unsere kleine wurde kurz durchgecheckt und wartete dann bei einer Freundin im Arm auf uns. Ich wollte, dass mein Mann bei mir bleibt. Ich konnte es kaum erwarten, meine kleine Maus, mein Wunder, mein Regenbogenbaby endlich in den Arm zu
nehmen.

Auch nun stand unsere Welt einfach nur still. Diesmal war es natürlich eine schöne Stille, die nie hätte enden müssen und die ich so sehr genoss.
Unsere Tochter war natürlich kein nicht-mal 3000g Fliegengewicht. Die junge Dame erblickte mit 3800g und 52cm das Licht der Welt. Die Ärztin im Krankenhaus, als auch später unser
Gynäkologe waren doch leicht verwirrt, aber belustigt, dass die Messung so falsch war.
Trotz der starken Nachwehen steckte ich die Geburt viel besser weg als bei meiner Großen.
Auch die Schmerzen nach dem Kaiserschnitt waren nicht so stark wie bei Emely. Nach 3 Tagen verließen wir das Krankenhaus – zu 3t.

Wir durften mit unseren Baby nach Hause.
Wir sind jetzt komplett!


Kapitel 23: 23-oktober-2019/

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