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15. Wie viel kann man ertragen?

Fynns Tod war das Schlimmste was mir je passiert ist.
Sein Zimmer war fertig, es wartete auf ihn und er würde dort niemals einziehen.
Ich saß in seinem Zimmer auf dem Boden und weinte. Wir hatten es doch so liebevoll eingerichtet. Ich konnte und wollte es nicht mehr ertragen.
Das Zimmer musste raus – ich verkaufte das Kinderzimmer und mit vielen Tränen Fynns Kleidung. Auch die Sachen von Emely konnte ich nicht mehr aufheben. Es wurde immer mehr, aus dem sie rauswuchs und was noch hätte das kleine Geschwisterchen anziehen
sollen. Aber was sollte ich damit, wenn wir anscheinend kein Kind mehr bekommen dürfen?
Es tat so weh alles zu verkaufen. Trotzdem ging es mir damit besser.
Ich fühlte mich nicht mehr so unter Druck gesetzt. Immer wieder schreibe ich auf, was ich fühle. Dabei fließen immer viele Tränen, aber es tut auch gut und ich kann danach wieder durchatmen und meine Gedanken sind sortiert:





Lieber Fynn
Gedichte habe ich geschrieben,
in denen stand wie sehr ich dich liebe,
voller Hoffnung und Zuversicht
doch erfüllen sollte sie sich nicht.

Freuen konnten wir uns am Anfang nicht,
zu groß die Angst, dass unser Herz noch mal zerbricht.
Groß die Angst in den ersten 8 Wochen,
fast wäre ich daran zerbrochen.

Dann sahen wir dein Herzchen schlagen,
wie wunderschön.
Doch in der 9ten Wochen dann,
fingen die Blutungen an.

So oft hats geblutet und jedes mal gings dir gut.
Trotz allem verloren wir nicht den Mut.
Jeden Tag hörten wir ob dein Herzchen noch schlägt.
Jeden sagte ich dir „ich hab dich ganz doll lieb“

Dann kam der Tag, ich konnte dich endlich spüren,
schon bald würdest du auch Papas Hand berühren.
Schnuller, Flasche, Teddybär,
all das steht schon hier.

Doch dann bekam ich starke Schmerzen,
ich hatte Angst, ob auch noch schlägt dein kleines Herzchen.
Wir haben gekämpft, wir haben gehofft
und doch haben wirs nicht geschafft.

Ein ganzes Zimmer, schön eingerichtet, für dich allein,
wieso muss es immer noch leer sein.
19 wundervolle Wochen durften wir mit dir verbringen,
nun gibt es nur noch den letzen Weg, dich ins Grab zu bringen.

Lieber Fynn, wir danken dir für 19 wundervolle Wochen.
Wir danke dir für 26 Tage, in denen Mama dich spüren durfte.

Wir freuen uns sehr, dass es dich gibt!
Wir lieben dich, egal wo du jetzt bist <3


Kapitel 16: 16-und-nun/

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